Nach dem ich im letzten Post den original Lidschatten analysiert und die Füllstoffbasis gemischt habe. Geht es jetzt an die Farbe.
Wir beginnen mit "Yoghurt", einem meiner Lieblings-Lidschatten von Mac. Für mich eine ganz spezieller, unaufdringlicher und natürlicher Hautton mit leichtem Violett Anteil für eher Hellhäutige wie mich. Auch wenn mal keine Zeit für ein aufwendiges Make-up ist, Yoghurt geht immer...
Zuerst wieder die Analyse:
Ganz klar ist hier viel Weiss-Anteil, ist ja auch ein Pastellton. Dann wird es schwieriger. Er ist im Hauptton Rosa, also kommt zum Weiss ein wenig Rot. Dann hat er einen leichten Violett Anteil und etwas leicht Gräuliches. Kommen also noch Violett und Schwarz hinzu. Die genauen Mischungsverhältnisse müssen jetzt durch Probieren gefunden werden. Klar ist aber, dass die farbigen Anteile sehr gering werden.
Die Pigmentmischung ergibt etwas mehr als 2 g. Benötigt werden aber eigentlich nur 0.6 g ... Da wir hier im Bereich von Kleinstmengen sind, ist es praktisch nicht möglich so genau zu arbeiten, dass man 0.6 g erhält. Ihr könnt die überschüssige Pigmentmischung in einem Ziplog-Beutel ohne weiteres aufbewahren, als Basis für weitere Farbexperimente nutzen oder einfach noch ein paar Lidschatten für Freunde und Verwandte herstellen.
Noch ein paar Worte zu den Kosten: Die liegen pro Lidschatten bei ca. 1.50 CHF inkl. Pfännchen.
Und das braucht es dafür:
Ausserdem: Einen kleinen Mörser oder ein Malmesser, eine Feinwaage und / oder Messlöffel (0.05 ml), Spatel oder Messer, sowie eine 2 € Münze oder eine gleich grosse feste Pappscheibe zum Andrücken und ein 2.6 cm Lidschattenpfännchen.
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Ich beginne mit Titandioxid, also dem Weissanteil. Für einen ersten Versuch werden es 1.5 g.
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Weiter geht es mit dem Violett Anteil. Für die farbigen Pigmente werden wir nur Kleinstmengen benötigen, die selbst mit einer Feinwaage kaum messbar sind. Dafür sind aber kleine Mini-Messlöffel (0.05 ml) perfekt dafür geeignet. Ein Messlöffel Ultramarine Violett sollte reichen.
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Es entsteht ein ganz zarter Flieder-Ton.
Folgt Rot. Nach ein paar Versuchen stellte sich eine Menge von 2 Messlöffeln als ideal heraus.
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Die Farbe entwickelt sich, ist aber zu "leuchtend". Darum folgt Schwarz, um sie etwas zu dämpfen. Auch hier reicht 1 Messlöffel aus.
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Der Farbton geht in die richtige Richtung, ist aber noch zu dunkel. Zum Aufhellen folgen schrittweise weitere 0.5 g Titandioxid.
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Wichtig ist vor der Probe jeweils alles gründlich zu verreiben. Besonders das Rot braucht immer etwas Zeit um sich richtig mit dem Weiss zu verbinden. Ein guter Test ist, etwas von der Mischung auf die Haut aufzutragen und zu verreiben. Verändert sich die Farbe deutlich, muss weiter gemischt werden.
Zwischenstand
Natürlich hat nicht alles gleich beim ersten Mal so gut funktioniert und es waren mehrere Anläufe nötig um die richtige Mischung zu finden.
Versuch 1: 1.5 g Weiss, 1 ML Violett, 1 ML Rot, 1 ML Schwarz
Versuch 2: 2.0 g Weiss, 1 ML Violett, 1 ML Rot, 1 ML Schwarz
Versuch 3: 1.5 g Weiss, 1 ML Violett, 2 ML Rot, 1 ML Schwarz
Versuch 4: 2.3 g Weiss, 1 ML Violett, 2 ML Rot, 1 ML Schwarz
DIY Kopie: 2.0 g Weiss, 1 ML Violett, 2 ML Rot, 1 ML Schwarz
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Ist der richtige Farbton gefunden, kommt die Basis ins Spiel.
Ich verwende ein Verhältnis von 1:1 also 0.6 g Basismischung zu 0.6 g Pigmentmischung.
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Sind beide Komponenten gut miteinander vermischt erhaltet Ihr eine Puder, das etwas heller als die Pigmentmischung erscheint. Der richtige Moment um die flüssigen Zutaten dazugegeben.
- 1 Tropfen Vitamin E
- 1 Tropfen Konservierungsmittel (bitte Gebrauchshinweise beachten)
- 4 Tropfen Jojobaöl
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Die flüssigen Komponenten solange einarbeiten, bis die Pigmente gut benetzt sind. Das erkennt man daran, das die Mischung eine Konsistenz von leicht feuchtem Sand hat und sich von fein pudrig in leicht schuppig verwandelt. Auch wird der Farbton wieder etwas voller und dunkler. Ggf. können noch 1-3 Tropfen Jojobaöl dazu gegeben werden. Zu viel Öl macht den Lidschatten aber schmierig.
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Die fertige Mischung nach und nach in ein Lidschattenpfännchen geben und mit einem Spatel leicht andrücken.
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Zum Pressen ein Stück Papiertaschentuch oder sauberen Stoff auf den Lidschatten legen. Eine gereinigte und desinfizierte 2 € Münze passt perfekt als Pressplatte. Es funktioniert aber auch mit einer runden Pappscheibe o.ä. mit 2.5 cm Durchmesser.
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10 Minuten Druck reichen aus und der Lidschatten ist fertig gepresst. Hierfür nehme ich gerne kleine Zwingen aus dem Baumarkt. Ihr könnt aber auch einfach kräftig mit der Hand drücken oder einen möglichst schweren Gegenstand auf die Münze legen.
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Der fertige Lidschatten ist farblich praktisch nicht vom Original zu unterscheiden.
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Der direkte Vergleich.
Rechts das Original, links die DIY Version.
Ihr wollt sehen, wie andere Make-up Produkte oder Farben nachgemischt werden? Dann hinterlasst mir einen Kommentar mit Euren wünschen.
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I. Lukas (Freitag, 09 April 2021 13:48)
Wie macht man einen Flüssig-Lidsxhaten ohne Glitzer, und kann man so ein leeres Fläschchen mit Applikator kaufen?
Danke
I. Lukas
Inga (Samstag, 09 November 2024 18:24)
Hallo,
es gibt auf dem so genannten "Bio-Kosmetikmarkt" einen Hersteller von Creme-to-powder-Lidschatten , der aus meiner Sicht nicht nur einzigartig in Verträglichkeit, Auftrag und Haltbarkeit ist, sondern auch eine sehr überschaubare Zusammensetzung hat:
Coconut Alkanes (and) Coco-Caprylate/Caprate, Silicon dioxide (Silica), Euphorbia cerifera (Candelilla) Wax, [+/- Titanium Dioxide CI 77891, Iron Oxides (CI 77491, CI 77492, CI 77499), Mica CI 77019, Tin Oxide CI 77861, Manganese Violet (Pigment Violet 16), Chromium Oxide CI 77288]
Ich bin geneigt, den Lidschatten "nachzubauen".
Leider fehlen in den INCi-Listen ja die Mengenanteile.
Ist vielleicht eine ähnliche Rezeptur bekannt , so dass man einen Anhaltspunkt für Mengenanteile hat?
Vielen Dank im Voraus!